Treffen für Menschen mit Depressionen und ihre Angehörigen

Rund 5,3 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Depressionen, prozentual gesehen durchleben aktuell rund 11,3 % der Frauen und 5,1 % der Männer eine Depression. Dabei ist eine Depression in der Gesellschaft nicht nur noch immer ein Tabu-Thema, sie hat auch unglaublich viele Facetten und Gesichter. Neben der gedrückten Grundstimmung leiden depressive Menschen in der Regel an Antriebsstörungen. Alles erfolgt wie gegen einen bleiernen Widerstand. Betroffene sind oft nicht in der Lage, kleinste Entscheidungen zu treffen, haben die Fähigkeit verloren, Freude – oder auch andere Gefühle – zu empfinden. Sozialkontakte werden weitestgehend gemieden. Es bestehen Konzentrationsstörungen, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle. Hinzu kommen in den meisten Fällen körperliche Missempfindungen sowie Schlafstörungen oder Appetitmangel, manchmal verbunden mit Gewichtsverlust. *Triggerwarnung* Fast alle Patient:innen mit schweren Depressionen haben zumindest Suizidgedanken, etwa jeder zehnte beendet sein Leben tatsächlich. 2015 starben in Deutschland dem Statistischen Bundesamt zu Folge mehr Menschen durch Suizid (10.080) als durch Drogen (1.226), Verkehrsunfälle (3.578) und HIV (371) zusammen. Linderung erfahren Erkrankte für gewöhnlich erst durch die Einnahme von Antidepressiva. Eine langfristige Behandlung der Krankheit kann eigentlich nur durch eine Therapie erfolgen, in Deutschland wartet man allerdings durchschnittlich 22 Wochen auf einen Therapieplatz, das ist fast ein halbes Jahr. Der Weg in eine Klinik fällt oft zu schwer. Erste Abhilfe können auch Selbsthilfegruppen schaffen. Die neu gegründete Selbsthilfegruppe „Depri-Buddies Wedemark“ ist eine davon. Das Konzept ist anders, als bei anderen Gruppen, dabei aber sehr einfach. „Mit einer Depression fällt jeder Sozialkontakt schwer, dazu kommt die Scham über die aktuelle Dysfunktionalität“ erklärt Initiator Karsten Hölscher, der selber seit über 20 Jahren immer wieder leichte bis schwere depressive Episoden durchläuft. „Sich mit jemandem zu unterhalten, der einen versteht, der einen nicht verurteilt und – vor allem – der einem keine klugen Ratschläge gibt, das kann wirklich sehr befreien.“ Und genau hier setzen die Depri-Buddies an, denn Betroffene können hier einen „Buddy“ (zu Deutsch „Kumpel“) bekommen, mit dem sie sich austauschen können. Die Buddies sind füreinander da, fragen nach dem Wohlergehen oder haben einfach mal ein offenes Ohr. Ein Angehörigen-Talk soll dabei die belastende Situation für Angehörige von an Depressionen erkrankten Menschen entschärfen. „Gerade im engen Familienkreis ist diese Krankheit unglaublich belastend und mit vielen Sorgen und Ängsten verbunden“, weiß Karsten Hölscher zu berichten. Da aber genau diese Menschen eine Art Sicherheit für Depressive darstellen, gibt es hier einen ebenso großen Handlungsbedarf. Ein solches Angebot gibt es in der Wedemark bis jetzt nicht. Hilfe bekam Hölscher von der Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle im Selbsthilfebereich (KIBIS), mit deren Hilfe er die Selbsthilfegruppe gründete. Unter www.depri-buddies.de soll eine Homepage mit Community entstehen, nebenher besteht auf Facebook auch eine Seite „Depri-Buddies Wedemark“ mit angeschlossener Gruppe. Ein erstes Kennenlerntreffen findet am Mittwoch. 3. Mai um 19 Uhr im MGH, Gilborn 6 in Mellendorf, Raum 1.03 statt. Willkommen sind alle Betroffenen und ihre Angehörigen, um die Selbsthilfegruppe gemeinsam aufzubauen.